14.7.15

Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin.



So viel nun also zum Thema "ich schreibe jetzt wieder totaaaal regelmäßig Blog". Mache ich auch. Im Geheimen.

Irgendwie ist es mir fremd geworden meine Sorgen, Ängste und Alltagsfreuden dem Internet zu präsentieren. Dabei war das so lange ein großer Teil von meinem Leben. Vielleicht macht es das Alter? Wahrscheinlich nicht, es gibt ja genug bloggende Menschen, die älter sind als ich. Vielleicht hatte ich aber auch irgendwie das Gefühl, dass ich mal alleine versuchen muss mit meinem Leben klar zu kommen. Und jetzt wo ich merke, dass das sowieso nicht klappt, könnte ich auch eigentlich wieder regelmäßig bloggen. Ach, warum eigentlich nicht. Vielleicht sortieren sich so einige Gedanken.

Wenn man bedenkt, dass ich vor zwei Jahren meinen Abschluss gemacht habe, dann hat sich tatsächlich ziemlich wenig in meinem Leben getan. Nach einem scheußlichen Praktikum und einem noch schlimmeren ersten Job, habe ich gedanktlich meinen eigentlich Beruf echt an den Nagel gehängt. Außerdem gingen die letzten MS-Schübe immer auf das Augenlicht, weshalb vielleicht eine berufliche Zukunft ausschließlich am Rechner nicht so praktisch ist. Ich weiß nicht so recht, was ich mit diesem komischen Zwischenstadium machen soll. Um irgendwie etwas Geld ranschaffen zu können, arbeite ich seit einem halben Jahr Vollzeit an der Kasse eines Biomarktes. Das lässt allerdings überhaupt keine Zeit, um auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, was ich als Alternative machen könnte. Nach einem 12-stündigen Arbeitstag hat man da einfach keine Lust mehr drauf. Innerlich könnte ich schreien und alles verfluchen. Diesen komischen Drang aller Menschen in der näheren Umgebung: du musst Geld verdienen, dir etwas leisten können, sonst wirst du nicht glücklich. Abersicherung ist das Stichwort. Aber warum eigentlich? Mein Leben ist doch dadurch geprägt, dass ich niemals eine Sicherheit haben werde: konstante Gesundheit. Und wenn man bedenkt, dass ich morgen oder in einer Woche einen Schub haben könnte, der mein ganzes Leben auf den Kopf stellt... warum soll ich dann immer nur arbeiten, um Geld ran zu schaffen? Warum kann ich nicht das machen, was mich glücklich macht? Warum beeinträchtigen mich die projizierten Wünsche meiner Umgebung so sehr? Das ist doch irre. Um irgendwie vorwärts zu kommen, habe ich mich erneut auf eine Stelle als Grafikerin beworben. Und für den Studiengang Soziale Arbeit in Kassel und in Leipzig.

Manche Menschen würden ja niemals wissen wollen, wie das Leben weiter geht. Ist viel zu langweilig, wenn man alles schon vorher weiß. Ich hingegen würde gerade auch Geld dafür bezahlen um anschließend zu wissen, wie mein Leben in den nächsten fünf Jahren aussieht. Einfach, damit ich weiß, für was ich mich rüsten muss. Oder ob ich mir vollkommen umsonst Sorgen mache. Diese Ungewissheit macht mich wahnsinnig. Und dann auch noch unglücklich. Und weil ich irgendwie seit zwei Jahren latent unglücklich bin, fange ich ständig neue Projekte an, um mich abzulenken. Wenn es nicht gerade sowas ist wie "über's Wochenende das Schlafzimmer renovieren", dann ist es "ich schmeiße alles hin und mache noch mal eine Ausbildung" oder "jetzt kriege ich ein Baby". Langsam weiß ich gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Ich denke nur jeden Tag: aufstehen, arbeiten, weiter machen. Es wird schon. Es muss. Hoffentlich.

1 Kommentar:

  1. Liebe Frau B.,

    gerade in unserem Beruf, der so wahnsinnig verknüpft ist mit dem seelischen Befinden kommen wir sehr schnell an unsere Grenzen. Existenzängste und Depressionen werden von gesellschaftlichen Superlativen hervorgerufen und man befindet sich schnell bei der Frage „warum eigentlich…?“.

    Assistenzjobs, nervige Praktika, Narzisstische Persönlichkeiten und Mid-Life-Cruiser in Chefpositionen sind belanglos, solang du nicht vergisst warum du angefangen hast deine Kamera auf Dinge zu halten und zu konservieren.

    Vergiss deine Liebe zum „Bilder machen" nicht. Denn das ist was du gut kannst, und was dich zu dem macht was du bist!

    Grüsse aus der Vergessenheit,

    ein Foto aus der Vergangenheit.

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